sozial. partizipativ. innovativ.

Es ist das Jahr 1981. Ein Gruppe von engagierten Mitgliedern der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft für Stadt und Kreis Paderborn, unter ihnen  der zum Jahreswechsel ausscheidende geschäftsführende Vorstandsvorsitzende des SPI Paderborn e. V., Johannes Tack, und der vor zehn Jahren verstorbene Karl Josef Schlottmann, ehemals Vorstandsmitglied und Leiter des Rehabilitationshauses (heute RPK Paderborn), gründeten gemeinsam mit anderen gleichgesinnten Weggefährt*innen den Verein „Sozialpsychiatrische Initiative Paderborn e. V.“  als Trägerverein für ein Übergangsheim.

Dieses Übergangsheim, eine  gemeindenahe Einrichtung, und  ein Vorschlag der Sachverständigenkommission der Bundesregierung  in ihrem 1975 veröffentlichten Bericht über die Lage der Psychiatrie in der Bundesrepublik, war als therapeutische Wohngemeinschaft konzipiert, in der Menschen mit psychischen Erkrankungen und Behinderungen im Rahmen einer therapeutischen Wohngemeinschaft in der Gemeinde lernen sollten, ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen und  sich auf neue therapeutische Strukturen einzulassen. Damit einhergehend wollten die Gründer*innen aber auch die Idee der Enquete-Kommission umsetzen, die Abkehr von Verwahrung in geschlossenen Kliniken und Hinwendung zu Therapie und Rehabilitation mit Respektierung der Menschen- und Patientenrechte bewirken, ganz im Sinne der Verfassung der Bundesrepublik Deutschland. Entsprechend sollten Betroffene auch befähigt und ermutigt werden, sich vom Stigma einer psychischen Erkrankung zu befreien.

Gründungsmitglied Johannes Tack erinnert sich: „Wir waren als junge Sozialarbeiter*innen von den Reformvorschlägen der Psychiatrie-Enquete einfach fasziniert und wollten das vordergründige Ziel der Enquetekommission, die elenden und teilweise auch menschenunwürdigen Zustände in der alten ‚Anstaltsversorgung‘ überwinden und natürlich auch radikal beseitigen. Ich selbst hatte vor meinem Studium der sozialen Arbeit meinen Zivildienst in einem großen Landeskrankenhaus absolviert, wo ich tagtäglich mit diesen trostlosen Zuständen konfrontiert wurde. Wir haben vor 40 Jahren schon inklusiv gehandelt, aber das Wort Inklusion noch nicht gekannt.“

1982 waren die Voraussetzungen geschaffen und so konnte die Arbeit im Übergangsheim in der Neuhäuser Straße 66 in Paderborn mit damals drei Sozialarbeiter*innen beginnen. Schnell füllte sich die Einrichtung, sodass sich nach zwei Jahren das Team des Übergangsheims veranlasst sah, weitere Einrichtungen zu schaffen. So entstand aus dem Übergangsheim das Ambulant Betreute Wohnen und in den Folgejahren die Tagesstätte für Menschen mit einer seelischen Behinderung, das BZM – eine berufliche Rehabilitationseinrichtung (heute ATZ Arbeitstrainingszentrum), eine Praxis für Ergotherapie und seit einigen Jahren zunehmend auch stationäre und ambulante Angebote für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Gerade in diesem Jugendhilfebereich wächst der Bedarf im Bereich der SPFH – Sozialpädagogische Familienhilfe, Erziehungsbeistandschaften, flexiblen Hilfen und Schutzaufträge.

Aus diesem Grund wurde Ende 2019 die Entscheidung getroffen, sich von dem Namen „Sozialpsychiatrische Initiative Paderborn e. V.“ zu verabschieden. Seit November 2019 heißt der Träger „SPI Paderborn e. V.“

 „SPI“ steht seither für die Attribute sozial. partizipativ. innovativ.



Foto (vlnr): Sylvia Polte, Johannes Tack, Horst Goldscheck

Vorstandsmitglied Sylvia Polte: „Hinter jedem dieser Begriffe verbergen sich Haltungen, Orientierungen und Einstellungen, die die Grundphilosophie der Organisation ausmachen: die Achtung vor dem Menschen und der Einsatz für diejenigen, die professionelle Hilfe benötigen, um die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und am Arbeitsleben (wieder) zu gewinnen.“  Der Nachfolger von Johannes Tack im Vorstand, Horst Goldscheck, bis vor einem Jahr Abteilungsleiter der stationären Jugendhilfe beim SPI ergänzt: „Der SPI möchte aber auch offen bleiben für Neues, etwa um schnell auf soziale und gesundheitliche Themen aber auch auf politische und gesellschaftliche Veränderungen reagieren zu können.“

So unterschrieb der SPI im April 2021 beispielsweise die Charta der Vielfalt, um ein Zeichen für diskriminierungsfreies Arbeiten zu setzen, wie es auch im Leitbild des Trägers verankert ist. Außerdem arbeitet der SPI eng mit den örtlichen Hochschulen zusammen, so werden beim SPI Paderborn e. V. auch Studierende im Rahmen eines praxisintegrierten Studiums an der Katholischen Hochschule (katho) NRW oder eines dualen Studiums in den Praxisfeldern der Sozialen Arbeit ausgebildet.

Schon seit 2020 wird der Bereich Prävention und Gesundheitsförderung aufgebaut. Das von Prof. Dr. Dr. Martin Hörining und Johannes Tack entwickelte achtsamkeitsbasierte Stressbewältigungsprogramm MSBB – mind, soul & body in balance ist ein Angebot in diesem Bereich. Auch der Bereich Fort- und Weiterbildung wächst immer weiter – seit 2020 ist der SPI Paderborn e. V. anerkannter Träger der Arbeitnehmerweiterbildung nach § 10 ff Arbeitnehmerweiterbildungsgesetz (AWbG).

Das neue SPI Zentrum im DomiCo auf dem Gesundheitscampus des Brüderkrankenhauses St. Josef am Lindenweg beherbergt seit zwei Jahren die Geschäftsstelle, die inzwischen zur Rehabilitationsklinik weiterentwickelte RPK Paderborn, das ATZ Arbeitstrainingszentrum, in dem Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben angeboten werden. Die neue Abteilung Ambulante Dienste mit den Angeboten Ambulante Soziotherapie und Integrierte Versorgung sind hier ebenfalls angesiedelt.

Zukünftige Entwicklungen

Nach 40 Jahren erfolgreicher Arbeit im Sozial- und Gesundheitswesen ist der SPI Paderborn e. V. weiter auf Wachstumskurs. Fast 200 Mitarbeiter*innen arbeiten inzwischen in den unterschiedlichen Abteilungen. Leistungsträger für die verschiedenen Maßnahmen sind die Krankenkassen, die Deutsche Rentenversicherung, die Arbeitsagentur, das Jobcenter, die Jugendhilfe und der Landschaftsverband für die Leistungen zur Sozialen Teilhabe.

Zum Jahreswechsel scheidet der langjährige Vorstandsvorsitzende und Mitgründer des Vereins, Johannes Tack, nach fast 40-jähriger hauptamtlicher Tätigkeit aus dem Vorstand aus.  Neun Jahre hat er gemeinsam mit Sylvia Polte die Vorstandsarbeit des SPI geleistet. 2021 war übergangsweise ein dreiköpfiger Vorstand eingesetzt. Horst Goldscheck wurde in die Vorstandsarbeit eingearbeitet. Ab Januar 2022 werden Sylvia Polte und Horst Goldscheck wieder als zweiköpfiger Vorstand die Geschicke des SPI leiten. Die in diesem Jahr geplante Veranstaltung anlässlich des 40. Jubiläums des SPI Paderborn e. V. musste pandemiebedingt leider abgesagt werden. Es ist aber geplant, die Feierlichkeiten im nächsten Jahr nachzuholen.



Derzeitige Standorte und Angebote in den Kreisen Paderborn, Gütersloh, Soest und dem Hochsauerlandkreis