Camp & More: Mit kleinen Schritten in Richtung berufliche Zukunft.

SPI betreibt vielfältige Arbeitsgelegenheiten im Kreis Paderborn – Aktivierung, Teilhabe und Wertschätzung für Menschen im Bürgergeldbezug.

Seit 2017 ist „Camp & More“ im Kreis Paderborn mehr als nur ein Projekt – es ist eine feste Institution. In enger Zusammenarbeit mit dem Jugendamt des Kreises Paderborn, dem Jobcenter Kreis Paderborn als Kostenträger und dem SPI Paderborn e.V. bietet das Projekt Arbeitsgelegenheiten nach §16d SGB II (kurz AGH) für Menschen mit besonderen Vermittlungshemmnissen – und vor allem: Perspektiven.

„Ja, Arbeit kann sich wieder lohnen“, sagt Bartholomäus Rymek, Leiter des ATZ Arbeitstrainingszentrums. „Wir schaffen Anreize dafür, dass es für unsere Teilnehmer*innen weitergeht – dass sie motiviert sind, einen Schritt nach vorne zu machen. Die Forderung, dass Arbeit sich wieder lohnen soll, ist ein komplexes Thema, das verschiedene Aspekte der Einkommenspolitik, der Sozialpolitik und des Arbeitsrechts umfasst.“

„Unsere Teilnehmer*innen, viele davon im Bürgergeldbezug, sind nicht nur gerne bei uns – sie schreiben auch Erfolgsgeschichten.“

Zukunft durch sinnvolle Arbeit
Die Arbeitsgelegenheiten, die unter der Trägerschaft des SPI laufen, sind vielfältig und immer gemeinwohlorientiert. Ob Unterstützung bei Instandsetzungsarbeiten auf den Jugendzeltplätzen des Kreises, zusätzliche Pflege von Spiel- und Sportgeräten, Bau von Nisthilfen und Insektenhotels,  die Gestaltung von Nutzobjekten aus Upcyclingmaterial oder die Platzierung von Hochbeeten an öffentlich zugänglichen Standorten – die Teilnehmer*innen gestalten mit.

Die Hochbeete waren über mehrere Jahre hinweg ein fester Bestandteil der zweiten Arbeitsgelegenheit (AGH) Padergardening, die mit großem Engagement vom SPI umgesetzt wurde. Die Idee dahinter: urbanes Gärtnern mit sozialem Mehrwert verbinden. Zahlreiche dieser mobilen Hochbeete wurden an öffentliche Einrichtungen, soziale Träger und Begegnungsorte im gesamten Kreisgebiet ausgeliehen und liebevoll gepflegt. Mit dem Übergang in Camp & More wird dieses erfolgreiche Konzept nun weitergeführt und weiterentwickelt. Die Hochbeete sind heute nicht nur sichtbare Zeichen nachhaltiger Beschäftigung, sondern auch ein Symbol für Kontinuität und gelungene Projektvernetzung.

Ein besonderer Fokus liegt auf der Erstellung und Pflege von Hochbeeten an öffentlichen Orten. Diese werden nicht nur gärtnerisch betreut, sondern wirken auch als soziale Treffpunkte. So zum Beispiel im Kinder- und Jugenddorf Delbrück. Klaus Lanwehr, Einrichtungsleitung, berichtet begeistert:

„Diese Art von Hochbeet ist natürlich ein Magnet – es bringt Menschen zusammen und wir kommen ins Gespräch. Das Hochbeet wird hervorragend durch das Camp & More-Team betreut. Wir erleben hier echte Teilhabe und vor allem: Es schmeckt auch richtig lecker, was hier wächst.“

Auch in Bad Lippspringe, im Senioren- und Pflegeheim Jordan-Quelle, ist ein Hochbeet entstanden. „Für uns ist es ein generationsübergreifender Treffpunkt geworden“, so Christiane Niggemann, Leitung des privaten Senioren- und Pflegeheims. „Unsere Bewohner*innen, aber auch Besucher*innen und Patient*innen, tauschen sich aus, es entstehen Gespräche. Und das Hochbeet ist öffentlich einsehbar und zugänglich und ein echtes Aushängeschild für das Projekt.“

Arbeit, die wieder Sinn stiftet
Die Maßnahme richtet sich an Menschen, die aus unterschiedlichsten Gründen aktuell keinen Zugang zum Arbeitsmarkt haben – etwa aufgrund psychischer Erkrankungen, fehlender Reife oder sozialer Isolation. Bei Camp & More werden sie individuell betreut, Schritt für Schritt aktiviert und an Arbeitsstrukturen herangeführt.

„Aktivierung heißt für uns nicht nur Beschäftigung“, erklärt Madeleine Meinheit, Sozialpädagogin in der Arbeitsgelegenheit. „Es geht um Struktur, um Erfolgserlebnisse, um Gemeinschaft. Unsere Maßnahme ist so konzipiert, dass auch kleine Schritte als großer Fortschritt gesehen werden. Genau hier beginnt der Weg zurück in den Beruf.“

Ein Modell mit Strahlkraft
Ob auf dem Gelände des Regenbogens – der Wald- und Wiesen-Kita in Salzkotten-Thüle –, bei den Jugendzeltplätzen oder in Friedrichsgrund: Camp & More ist im gesamten Kreisgebiet präsent. Überall dort, wo ein Projekt entsteht, wächst nicht nur ein Hochbeet – sondern auch ein Stück persönliche Entwicklung.

Das Erfolgsrezept: eine Kombination aus handwerklicher Betätigung, pädagogischer Begleitung und echter Wertschätzung. Die Maßnahme läuft in der Regel über 12 Monate, mit bis zu 30 Wochenstunden. Dabei stehen Sozialpädagog*innen und Anleiter*innen täglich als direkte Ansprechpartner*innen zur Seite.

„Wir arbeiten lösungsorientiert, nicht defizitfokussiert“, so Heinz-Theo Körning, Arbeitsanleiter in der Arbeitsgelegenheit. „Wir holen die Menschen da ab, wo sie stehen. Und oft stehen sie am Anfang eines neuen, selbstbestimmteren Lebensweges.“ Camp & More zeigt eindrucksvoll, was möglich ist, wenn sinnstiftende Arbeit, soziale Verantwortung und individuelle Betreuung Hand in Hand gehen. Die Teilnehmenden übernehmen Verantwortung – und gewinnen dadurch an Selbstwert.

Die rechtliche Grundlage dieser Maßnahmen bildet §16d des Zweiten Sozialgesetzbuches (SGB II). Die zusätzlichen Aufgaben sind freiwillig, nicht gesetzlich vorgeschrieben und dienen ausdrücklich dem Allgemeinwohl.