Reha-Wissenschaftliches Kolloquium der DRV Bund vom 20. bis 22. März in Frankfurt am Main

Ulrich Saur, Leitender Arzt, und Dipl. Sozialarbeiterin Christina Rabke vom Rehabilitationshaus in Paderborn präsentieren kurzweilig und anschaulich in einem Rollenspiel die schemazentrierte emotiv-behaviorale Therapie in einem Diskussionsforum auf dem Reha-Wissenschaftlichen Kolloquium der Deutschen Rentenversicherung Bund im Hörsaalzentrum der Goethe Universität in Frankfurt. Dieses stand unter der Thematik:

„Chancen und Perspektiven der Behandlung von Persönlichkeitsstörungen in der medizinisch-beruflichen Rehabilitation (RPK)“

Moderation Ulrich Saur (Paderborn)  und Monika Stuhlinger (Tübingen)

Auf dem Reha-Wissenschaftlichen Kolloquium (Deutscher Kongress für Rehabilitationsforschung) der Deutschen Rentenversicherung in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Rehabilitationswissenschaften (DGRW) gestalteten die Leitenden Ärzte der Mitgliedsorganisationen der BAG RPK aus Paderborn (Ulrich Saur), Bad Tölz (Stefan Mathias), Tübingen (Monika Stuhlinger) und Karlsbad (Gustav Wirtz) zusammen mit dem Personalchef der Fa. HSB Hausgeräte Gruppe (Herr Debelt) ein Diskussionsforum zum Thema Chancen und Perspektiven der Behandlung von Persönlichkeitsstörungen in der medizinisch-beruflichen Rehabilitation (RPK).

In diesem Zusammenhang wurde dargelegt, dass sich in der Zielgruppe medizinisch-beruflicher Rehabilitationsmaßnahmen ein zunehmender Anteil von Patienten mit Persönlichkeitsstörungen findet. Viele dieser Patienten verfügen trotz vorangegangener stationärer und ambulanter Behandlungen noch nicht über ein tragfähiges Krankheitskonzept, auf dessen Grundlage Regulationsstrategien entwickelt werden können, auch weil die krankheitsbedingten interaktionellen Probleme häufig ich-synton sind und von den Betroffenen nur diffus wahrgenommen werden. Das psychische und soziale Funktionsvermögen ist meist stark beeinträchtigt, die Arbeitsfähigkeit ist oft erheblich eingeschränkt. Gleichzeitig zeigen störungsspezifische Behandlungsverfahren wie DBT, schematherapeutische Verfahren vielversprechende Ergebnisse.

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Rollenspiel zur schemazentrierten emotiv-behavioralen Therapie from Spi Paderborn on Vimeo.

In den fünf Beiträgen wurde deutlich, dass die längerfristige von der medizinischen in die berufliche nahtlos übergehende Rehabilitation in der RPK einen einzigartigen zeitlichen Rahmen bietet, soziale und berufliche Teilhabestörungen zu erfassen sowie individuelle und störungsspezifische Behandlungsschritte zu erarbeiten und umzusetzen.

Dennoch ist zur Zeit noch unklar, wie sich störungsspezifische Behandlungsansätze in der Zielgruppe schwerer verlaufender psychischer Erkrankungen in der rehabilitativen Praxis am besten umsetzen lassen.

Die zentrale Problematik auch von behavioralen, schematherapeutischen, kognitiven Verfahren ist die Verwendung einer einfachen, verständlichen und anwendbaren Operationalisierung, welche interaktionelle Aspekte hinreichend berücksichtigt und auch Anknüpfungspunkte für therapeutische Ansätze bietet.

Im Diskussionsforum gingen die Referenten dieser Frage anhand der Darstellung von vier in der Praxis erprobten Ansätzen nach. Auch wurde in einem weiteren Beitrag die Perspektive der Bedürfnisse des Arbeitgebers, beispielhaft von Herrn Debelt von der Fa. BSH Hausgeräte Gruppe dargestellt.

Die fünf Beiträge im Einzelnen:

  • U. Saur (Paderborn):
    Krankheitskonzeptionalisierung von Persönlichkeitsstörungen im Rehabilitationsprozess nach der schemazentrierten emotiv-behavioralen Therapie.
    Dargestellt anhand eines Rollenspiels zusammen mit der Dipl. Sozialarbeiterin Christina Rabke.
  • G. Wirtz (Karlsbad):
    Elemente von DBT-ACES im rehabilitativen Kontext; was geht, was nicht?
  • S. Mathias (Bad Tölz):
    Die Rolle der ICF (International Classification of Functioning) bei der medizinisch-beruflichen Rehabilitation psychisch kranker Menschen.
  • M. Stuhlinger (Tübingen):
    Spezifischer Einsatz von Skills Training in arbeitstherapeutischen Interventionen bei emotional-instabiler, selbstunsicherer, abhängiger und narzisstischer Persönlichkeitsstörung.
  • Herr Debelt (Fa. HSB Hausgeräte Gruppe):
    Psychisch belastete Mitarbeiter aus Sicht des Arbeitgebers.

In der im Anschluss stattgefundenen Diskussion wurde noch einmal das große Interesse an weiterer Information über RPK deutlich. Vertreter der Leistungsträger zeigten sich sehr überrascht über das differenzierte und fachlich hochqualifizierte Angebot in den RPKs. Dabei wurde auch seitens der Arbeitgeber das Bedürfnis nach einer engeren Zusammenarbeit artikuliert. Der Vertreter der Arbeitgeber, Herr Debelt, äußerte den Wunsch u. a. nach Unterstützung von Unternehmen im Sinne von Aufklärung über psychische Erkrankungen. Auch brachte er zum Ausdruck, dass es großen Lernbedarf in Unternehmen im Umgang mit psychischen Belastungssituationen gebe.