Psychische Erkrankungen sind kein Tabuthema mehr, gleichwohl sind Menschen, die an einer schweren seelischen Erkrankung leiden, in unserer Gesellschaft noch häufig stigmatisiert.
Vor 40 Jahren waren die Missstände in der psychiatrischen Versorgung so gravierend, dass die damalige Bundesregierung sich veranlasst sah, eine Enquete-Kommission einzusetzen, um diese Missstände aufzudecken und ihnen entgegenzuwirken. Im Jahre 1975 wurde die Psychiatrie-Enquete vorgelegt und im Bundestag sowie im Bundesrat zustimmend zur Kenntnis genommen. Dies war der Beginn einer bedeutenden Reform der psychiatrischen Versorgungslandschaft in Deutschland.
Im Zuge dieser Reformbewegung entstanden in der gesamten Bundesrepublik Initiativen und Vereine, die es sich zur Aufgabe machten, die gemeindepsychiatrische Versorgungslandschaft aufzubauen – so startete vor 35 Jahren die Geschichte des Vereins Sozialpsychiatrische Initiative Paderborn e.V. (SPI)
Der jetzige geschäftsführende Vorstandsvorsitzende Johannes Tack und der vor fünf Jahren verstorbenen Karl Josef Schlottmann, ehemals Vorstandsmitglied und Leiter des Rehabilitationshauses, gründeten im Jahre 1981 gemeinsam mit anderen gleichgesinnten Weggefährten den SPI Paderborn e.V. Dieser ging aus der Arbeitsgruppe „Erwachsenenpsychiatrie“ der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft (PSAG) hervor.
Zunächst als Trägerverein für ein Übergangsheim konzipiert, hat sich der SPI Paderborn e.V. in den folgenden 35 Jahren zu einem komplexen Versorgungsnetzwerk entwickelt. Heute befinden sich in Trägerschaft des SPI eine medizinische (Rehabilitationshaus) und eine berufliche Rehabilitationseinrichtung (BZM). Er betreibt eine Tagesstätte für seelisch behinderte Menschen, das Betreute Wohnen als Angebot für die ambulante psychosoziale Begleitung und Betreuung, eine Ergotherapiepraxis und die Integrierte Versorgung als ambulantes Kriseninterventionsprogramm in Kooperation mit der LWL Klinik. In den nächsten Jahren wird der Verein sein Angebot in Stadt und Kreis Paderborn erweitern. Dabei werden der medizinische und berufliche Rehabilitationsbereich sowie das Arbeitstherapeutische Kompetenzzentrum (ATZ) als Zentrum für Gesundheitsförderung, Rehabilitation und Teilhabe im Domico auf dem Gesundheitscampus des Brüderkrankenhauses entstehen. Die Abteilung Jugendhilfe Ostwestfalen wird auf dem Gelände in Friedrichsgrund um eine Wohngruppe für traumatisierte Flüchtlingskinder sowie um zwei weitere Intensivwohngruppen für psychisch kranke Kinder und Jugendliche erweitert.
Mehr als 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tragen heute mit großem Engagement, Leidenschaft und Professionalität zum Erfolg des SPI bei. Dieses seit 35 Jahren erfolgreiche Arbeiten hat der SPI Paderborn e.V. am 03. November 2016 im Rathaussaal des Historischen Rathauses in Paderborn gefeiert.